Kulturlandschaft bedeutet für mich zweierlei. Zuerst erinnert das Wort daran, dass das, was wir leichthin als unberührte Natur empfinden, fast immer von Menschenhand mitgestaltet worden ist. Das reizvolle Wechselspiel von Wiesen, Weiden, Wäldern und Wegen, das unser ländliches Kantonsgebiet prägt, ist gerade nicht Natur pur. Die Menschen, die in dieser Landschaft leben, haben ihr den Stempel aufgedrückt. Kultur meint ja ursprünglich Landbau. Sie schafft und formt Lebensraum.
Heute verstehen wir unter Kultur allerdings primär das künstlerische und geistige Schaffen, das sich mit unserem Leben und unserer Umwelt auseinandersetzt. Wir leben besser dank Kultur. Oder etwas salopp gesagt: Kultur bringt Leben in die Bude. Auch auf dem Lande. Und wie! Immer wieder staune ich über die bunte Vielfalt und die hohe Qualität der kulturellen Aktivitäten ausserhalb des urbanen Zentrums unseres Kantons. Da spannen Amateure und Profis vorbildlich zusammen. Gemeinsam stellen sie anspruchsvolle Kunst aus, inszenieren Theatererlebnisse erster Güte, musizieren in allen Stilen um die Wette und präsentieren mit grosser Selbstverständlichkeit zeitgenössische Literatur. Mich beeindrucken die Fantasie der Programmgestalter, die Hingabe der beteiligten Künstlerinnen und Künstler, die Begeisterung der mitwirkenden Laien und die Wachheit des Publikums.
So bedeutet Kulturlandschaft für mich auch lebendige Kultur ausserhalb der Agglomeration, eben auf der Landschaft. Der 2. Kantonale Tag der Kulturlandschaft bietet ein attraktives Konzentrat des vielfältigen Kulturangebots in den Dörfern und Landstädten unseres Kantons. Er ist auch eine Art Demonstration zugunsten einer Kultur, die in der Betriebsamkeit der urbanen Zentren nicht immer die verdiente Beachtung findet. Der Kanton Luzern unterstützt diese ungewöhnliche „Werkschau“, wie er auch das Jahr hindurch das kulturelle Schaffen auf der Landschaft durch gezielte Beiträge fördert. Es kann sich aber in Anbetracht der begrenzten Ressourcen in aller Regel nur um bescheidene Zustüpfe handeln. Umso mehr bin ich all jenen Gruppen, Organisationen, Firmen, Gemeinden und Einzelpersonen danken, die das Kulturleben auf der Landschaft unentwegt mittragen. Es ist ja gerade die lokale und regionale Verwurzelung, die diese Kultur wertvoll und unverwechselbar macht.
Dem 2. Kantonalen Tag der Kulturlandschaft wünsche ich ein grosses, interessiertes Publikum und allen beteiligten Kulturveranstaltern weiterhin viel Schwung und Begeisterung.
Anton Schwingruber
Regierungsrat; Vorsteher des Bildungs- und Kulturdepartements des Kantons Luzern